Special: Kritische Perspektiven auf Behinderung in der Wissenschaft

Behinderte Wissenschafter*innen stellen immer noch eine Ausnahme in der akademischen Landschaft dar. Auch an der TU Wien, wie an den meisten anderen universitären Einrichtungen in Österreich, wird innerhalb des wissenschaftlichen Personals eher weniger über Behinderung gesprochen. Wenn möglich geben viele diese nicht an und versuchen möglichst ‘trotz der Behinderung’ anstatt ‘mit den Stärken der Behinderung’ dem Produktions- und Leistungsdruck der modernen Wissenschaft standzuhalten. Zusammen mit Dr.in Nicole Brown (University College London) erkunden wir in dieser Veranstaltung unterschiedliche Facetten dieses Sachverhalts.

Donnerstag 25. Februar 202116 Uhr

Online via Zoom.

Hier finden Sie ein Transcript des Events.

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Ablauf

16.00 Uhr — 16.30 Uhr — Impulsvortrag “Zu krank und/oder behindert für die Universität?” (Dr.in Nicole Brown, University College London)

16.30 Uhr — 17.10 Uhr — Podiumsdiskussion mit Dr.in Nicole Brown, Dr. Stephanie Zihms (chronically academic), Eva Egerman (Crip Magazine & Disability Studies Austria), Maria Magdalena Fuhrmann-Ehn (TU Wien, Behindertenbeauftragte), Gerhard Neustätter (TU Wien, Behindertenvertrauensperson)

17.10 Uhr — 17.30 Uhr — Offene Diskussion und Abschluss

Zugänglichkeit

Es wird Simultandolmetsch in ÖGS angeboten. Bitte bei der Registrierung angeben, ob Untertitelungen oder andere Zugangserleichterungen bereitgestellt werden sollen.

Vortragsankündigung

Zu krank und/oder behindert für die Universität?

Von Statistiken und wissenschaftlichen Studien wissen wir um die geringe Anzahl an Akademikerinnen und Akademikern mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen und/oder Neurodiversitäten, obwohl ein relativ hoher Prozentanteil von Studenten und Studentinnen ihre Bedürfnisse schon darlegen und deklarieren. Mich auf meine Forschungsprojekte beziehend, werde ich in meinem Vortrag das Thema Behinderungen in der Akademie diskutieren. Ich beginne mit einer Erörterung des Hochschulkontexts in Großbritannien, wo leider prekäre Beschäftigungssituationen und Null-Stunden-Verträge an der Tagesordnung stehen. Ich werde dann Faktoren und Gedankengänge erläutern, die Deklarationsraten bezüglich Erkrankungen und Behinderungen beeinflussen. Als nächstes präsentiere ich gezielte Maßnahmen, die auf institutionellen und individuellen Ebenen bereits gesetzt wurden, um eine Haltungsänderung an Universitäten und in der Forschung herbeiführen zu können. Ich werde meine Ausführungen mit einem Ausblick auf die nächsten Schritte und die zukünftigen Entwicklungen im Hochschulbereich abschließen.

Kurzbiografien (werden laufend erweitert)

Dr.in Nicole Brown arbeitet als Lektorin am UCL Institute of Education in London und ist Direktorin der Firma Social Research & Practice and Education Ltd. Dr.in Browns Publikationen umfassen 18 Artikel und 16 Kapitel in einschlägigen Zeitschriften und Büchern, sowie die Bücher Lived Experiences of Ableism in Academia: Strategies for Inclusion in Higher Education (2021) und Ableism in Academia: Theorising Experiences of Disabilities and Chronic Illnesses in Higher Education (2020). Ihre Bücher Embodied Inquiry: Research Methods und How to Make the Most of Your Research Journal werden 2021 in Bloomsbury beziehungsweise Policy Press erscheinen. Dr.in Browns wissenschaftliche Arbeit bezieht sich auf die Pädagogik, Erforschung und Praxis qualitativer Forschungsmethoden, insbesondere im Hinblick auf Identitätsarbeit und Körperlichkeit durch Repräsentationen und Metaphern. Ihre Twitterkonten sind @FibroIdentity und @AbleismAcademia.

Dr Stephanie Zihms ist seit 2018 im Bereich Wissenschaftler/Innen Aus- und Weiterbildung Dozentin an der University of the West of Scotland (UWS). Ihr Interesse and Unterstützung für Wissenschaftler/Innen fing in 2016 an, als sie das Postdoc Forum an der Heriot-Watt University gründete. Stephanies eigener Werdegang fing mit Bau- und Umweltingeiruwissenschaften an (PhD 2013 University of Strathclyde) und führte über den British Geological Survey und ein paar Postdocs in Geowissenschaften an die UWS. Seit ihrer Diagose (Multiple Sklerose; MS) ist Stephanie Mitglied bei Chronically Academic, und seit 2019 auch im Vorstand tätig. Sie teilt ihre Lage und Erfahrung mit anderedn um zu helfen und aufzuklären. Dies geht besonder gut über soziale Medien, Blogs und Engagement in der National Association for Disabled Staff Networks in Großbritannien. In ihrem Blogpost für Voices of Academia beschreibt sie ihre Erfahrung mit MS als Akademikerin etwas ausführlicher.

Eva Egermann ist Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin und lebt in Wien. Neben zahlreichen künstlerischen Projekten sind Publikationen (z.B. „Regime. Wie Dominanz organisiert und Ausdruck formalisiert wird“) und kuratorische Projekte (z.B. „On Uncanny States and Bodies”) entstanden. Sie war Teil der Forschungsgruppe „Model House. Mapping Transcultural Modernisms“, Visiting Researcher an der U.C. Berkeley und ist Dissertantin an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Seit 2011 Herausgabe des Crip Magazine, Internationale Ausstellungs- und Lehrtätigkeit (an Universitäten in Wien, Innsbruck, Luzern, Zürich und Kassel); seit 2018 Mitglied im Kernsteam des Forschungsnetzwerks „Disability Studies Austria“; Ihre Arbeiten wurden z.B. mit dem Johanna Dohnal Preis, dem Theodor Körner Preis oder dem Outstanding Artist Award (Interdisziplinarität) ausgezeichnet und waren zuletzt im Rahmen der Bergen Assembly, im Württembergischen Kunstverein oder der Kunsthalle Wien zu sehen. Im Frühjahr erscheint eine neue Ausgabe des Crip Magazine (co-produziert von der Kunsthalle Wien).

Marlene Fuhrmann-Ehn Mag.a. phil. ist Behindertenbeauftragte der TU Wien. Sie hat langjährige Projekterfahrung  im arbeitsmarktpolitischen Projekt  ABAk.  Seit 2. September 2002 hält sie die Leitung der Kompetenz- und Servicestelle TU barrierefrei der Technischen Universität Wien inne. Sie hat zudem langjährige Erfahrung in der Unterstützung gesundheitlich  beeinträchtigter Studierender und ist verantwortlich für die Organisation, Koordination und Durchführung  des Unterstützungsbedarfs dieser Studierendengruppe(n) an der TU. Damit stellt sie eine Schnittstelle zwischen   Studierenden, Lehrenden, der Universitätsleitung und unterschiedlichen Organisationseinheiten der TU Wien dar. Weiters ist sie Mitinitiatorin  und stellv. Leiterin der an der TU Wien angesiedelten  GESTU Servicestelle „Gehörloser Erfolgreich Studieren“, die  seit 11 Jahren  gehörlose und schwerhörige Studierende der Wiener Universitäten, Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen unterstützt.